Mehrstufige Zufallsexperimente

Einführung

Wenn mehrere Zufallsexperimente nacheinander durchgeführt werden, sprechen wir von einem mehrstufigen Zufallsexperiment. Zur übersichtlichen Darstellung nutzen wir häufig Baumdiagramme. Für jede Stufe des Zufallsexperiments werden die Ergebnisse des einzelnen Zufallsexperiments als Knotenpunkte dargestellt. Die Stufen werden dann durch Pfade miteinander verbunden. Ein Ergebnis des mehrstufigen Zufallsexperiments entspricht dann einem vollständigen Pfad im Baumdiagramm. An den einzelnen Pfaden stehen die entsprechenden Wahrscheinlichkeiten. Es gibt zwei wichtige Regeln:

Da generell die Summe aller Wahrscheinlichkeiten eines Zufallsexperiments immer gleich 1 ist, ist auch die Summe der Wahrscheinlichkeiten aller Pfade, die von einem Knotenpunkt starten, gleich 1. Ebenso ist auch die Summe der Endwahrscheinlichkeiten gleich 1.

Beispiel: Zweimaliger Münzwurf

Kopf ($K$) und Zahl ($Z$) treten bei einem einmaligen Wurf beide mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % auf. Daraus ergibt sich folgendes Baumdiagramm:

Nach der Pfadmultiplikationsregel haben wir jede Endwahrscheinlichkeit mit $0{,}5\cdot 0{,}5=0{,}25$ berechnet.

Betrachten wir z.B. das Ereignis $E$: “Es wird zweimal das Gleiche geworfen.”, so ist $E=\{KK, ZZ\}$, und nach der Pfadadditionsregel folgt nun

\[\begin{align*} P(E)&=P(\{KK\})+P(\{ZZ\})\\ &=0{,}25+0{,}25\\ &=0{,}5. \end{align*}\]

Baumdiagramme vervollständigen

Häufig stehen wir vor der Aufgabe, ein unvollständiges Baumdiagramm zu vervollständigen. Dazu verwenden wir, dass die Summe der Wahrscheinlichkeiten der Pfade, die von einem Knotenpunkt starten, gleich 1 ist. Außerdem wenden wir die Pfadregeln geschickt an.

1. Info
Berechnung der Pfadendwahrscheinlichkeiten:

Sind alle Pfadwahrscheinlichkeiten gegeben – gegebenenfalls durch Berechnung von Gegenwahrscheinlichkeiten –, so können die Pfadendwahrscheinlichkeiten unmittelbar mit Hilfe der Pfadmultiplikationsregel berechnet werden.

2. Info
Fehlt eine von zwei Pfadwahrscheinlichkeiten, aber die Pfadendwahrscheinlichkeit ist bekannt, so lässt sich die Gleichung der Pfadmultiplikationsregel nach der fehlenden Wahrscheinlichkeit auflösen.

Gegeben sei das Baumdiagramm

Die Wahrscheinlichkeit 4 wird mit $x$ bezeichnet und kann wie folgt berechnet werden $0{,}2\cdot x = 0{,}06$ $\Rightarrow$ $x=0{,}3$. Dann kann sukzessive das Baumdiagramm vervollständigt werden.

3. Info
Fehlen die Pfadwahrscheinlichkeiten der ersten Stufe, aber einige Pfadendwahrscheinlichkeit sind bekannt, so lassen sich die fehlenden Wahrscheinlichkeiten mit Hilfe der Pfadadditionsregel berechnen.

Gegeben sei das Baumdiagramm

Die Wahrscheinlichkeit 2 wird mit $x$ bezeichnet und kann wie folgt berechnet werden $ x = 0{,}28+0{,}12=0{,}4$. Dann kann sukzessive das Baumdiagramm vervollständigt werden.

Baumdiagramme interpretieren

Häufig liegt eine Situation vor, in der zwei Ereignisse $A$ und $B$ und deren Gegenereignisse auftreten. Zum Beispiel:

Das Baumdiagramm habe die Gestalt

Hinweise:

4. Info
Bestimmung von Wahrscheinlichkeiten anhand eines Baumdiagramms (1. Stufe A und 2. Stufe B):
\[\begin{align*} P(A)&: \text{entsprechnde Wkt. auf der 1. Stufe}\\ P(B)&: \text{Achtung: Diese Wahrscheinlchkeit kann nicht direkt abgelesen werden (wenn $A$ und $B$ stochastisch abhängig sind). Stattdessen verwenden wir $P(B)=P(A\cap B)+P(\overline{A}\cap B)$.}\\ P(A\cup B)&: \text{Summe der drei entsprechenden Pfadendwahrscheinlichkeiten}\\ P(A\cap B)&: \text{entsprechende Pfadendwahrscheinlichkeit}\\ P(A\cup B)-P(A\cap B) \text{ oder } P(A\cap\overline{B})+P(\overline{A}\cap B)&: \text{Summe der zwei entsprechenden Pfadendwahrscheinlichkeiten}\\ \end{align*}\]

Weitere Baumdigramme

Baumdiagramme eignen sich auch dazu, komplexere Zufallsexperimente zu veranschaulichen:

5. Info
Strategien zum Aufstellen von Baumdiagrammen:
  • Gründliches Lesen des Textes
  • Zeichnen des Baumdiagramms
  • Notieren der im Text gegebenen Wahrscheinlichkeiten
  • Anwenden der Pfadregeln

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